Kleiner Kämpfer: Daimon-Tim und seine Familie brauchen unsere Hilfe
Ein Albtraum wird Realität: Wie eine plötzliche Leukämie-Diagnose das Leben einer Großfamilie verändert "Es war wie..
Wenn Mohammad über seine Familie in der Heimat spricht, dann strahlt sein Gesicht. Ein kleines Wundern, nach der tragischen Geschichte, die der tapfere Vater aus Kabul erleben musste. Denn was mit einfachen Bauchschmerzen begann wurde zu einem wahren Kampf ums Überleben – gefangen im eigenen Land und ohne Aussicht auf Heilung. Doch seine Schwester Roqia in Deutschland gab ihn nicht auf und setze sich mit Entschlossenheit für ihren Bruder ein. Mit der Unterstützung einer Krebsklinik in Schwäbisch Hall gelang es, Mohammad eine Behandlung zu sichern. Doch seine Tortur ist noch nicht vorüber.
„Andere Menschen sagen, wir sind verrückt“, erzählt Roqia. Als die junge Frau im Spätsommer 2022 die Verpflichtungserklärung für ihren Bruder abgibt, ist klar, dass für sie keine andere Option in Frage kommt. „Wir können uns immer auf einander verlassen! Ich würde meinen Bruder immer unterstützen“, versichert sie. Und genau dieser beherzte Einsatz hat ihm bisher wohl das Leben gerettet. Denn mit der Erklärung, die sie bei den Behörden einreichen musste, übernimmt Roqia alle entstehenden Kosten für ihren Bruder in Deutschland, sichert ihn rundum finanziell ab – egal ob Arztkosten oder Unterkunft. Und ermöglicht erst so seine Einreise. Einen anderen Weg gab es für die Familie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Nur so konnte Mohammad die ärztliche Betreuung bekommen, die er so dringend benötigt. Doch wie kam es überhaupt zu solch einem lebensbedrohlichen Ernstfall?
Familie steht für Mohammad schon immer an erster Stelle. „Ich bin in einem kleinen Dorf mit nur 100 Menschen in Afghanistan aufgewachsen“, erzählt er. Für ihn war schon als Jugendlicher klar, dass er einen vernünftigen Job brauchte, um seine Liebsten zu unterstützen. Und er ist fleißig, hängt sich rein, arbeitet auch schon als Teenager auf Baustellen fernab der eigenen Heimat, und schafft es bis zum Bauleiter in Selbstständigkeit. Als dann sein Vater unerwartet stirbt, zögerte er nicht und nimmt neben seiner Frau und den eigenen Kindern auch seine Stiefmutter und Halbgeschwister in seinem Haus auf. „Mohammad ist so stark, er hat schon immer dafür gesorgt, dass es allen gut geht“, erklärt Roqia. „Er ist in Afghanistan geblieben, als wir gegangen sind. Es ist ja unsere Heimat, aber meine anderen Brüder und ich haben es nicht ausgehalten.“
Doch diese Entscheidung wurde für Mohammad beinahe zum Verhängnis. Als er mit Bauchschmerzen zum Arzt geht, denkt er sich noch nicht viel dabei. Vielleicht ist es die Überarbeitung. „Die medizinische Versorgung ist nicht wie in Deutschland, es gibt keine Hausärzte, die wissen, was zu tun ist“, sagt Roqia. Nach einer ersten Untersuchung bei einem Facharzt wird Mohammad wieder nach Hause geschickt – und arbeitet weiter. Doch die Magenbeschwerden werden immer schlimmer. Erst in einer Privatklinik wird dann eine Probe entnommen. Es gibt zwar eine Diagnose – aber Mohammad wird nicht darüber informiert! „In unserer Kultur geht niemand alleine zu medizinischen Untersuchungen. Denn schlimme Nachrichten werden niemals direkt an Betroffene übermittelt“, erläutert er selbst. „Ich hatte aber ein Gefühl, ich wusste, dass etwas gar nicht stimmt. Aber niemand hatte den Mut, mir die Wahrheit zu sagen.“ Erst als Roqia hier in Deutschland auf die Untersuchungsergebnisse schaut, wird klar: Es handelt sich überhaupt nicht um einen Infekt oder einen „Fremdkörper“, wie erst vermutet. Ihr Bruder hat Krebs.
Diese Diagnose ist für jeden Menschen, der sie schon einmal für sich selbst oder Nahestehende hören musste, eine echte Schocknachricht. Doch für Roqia war gleichzeitig glasklar: Mohammad muss aus Afghanistan raus, sonst wird die Krankheit sein Schicksal besiegeln. Leichter gesagt als getan. Denn so kurz nach der Machtübernahme einer hochmilitarisierten Gruppe in der Regierung schien genau das unmöglich. „Du darfst nicht einfach über die Grenzen gehen. Sie lassen dich nicht raus. Du musst erst beweisen, dass du schwer krank bist und in ein Krankenhaus in Pakistan musst, um überhaupt das Land verlassen zu dürfen“, erinnert sich Roqia traurig. „Man braucht ein Attest vom Gesundheitsministerium. Aber das gibt es effektiv eigentlich nicht mehr.“
Aber die Familie lässt sich nicht unterkriegen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der in Deutschland in einem Kinderdorf in der ambulanten Erziehungshilfe arbeitet, und ihren Brüdern in Österreich und Schweden, kontaktieren sie alle Menschen, die sie in der Heimat kennen. Und dann nach 8 Wochen kommt die erlösende Nachricht: Ein Kontakt in einem Krankhaus in einer Grenzstadt bestätigt Mohammads Diagnose. Er kann ausreisen. „Ich weiß nicht, ob man sich vorstellen kann, was das mit einem Menschen macht. Mohammad ist so stark, aber er konnte wochenlang nicht essen, hatte diese Diagnose im Hinterkopf, und musste immer wieder ins Krankenhaus und um eine Behandlung bitten“, erzählt seine Schwester. „Wir sind so froh, dass er das ausgehalten hat.“
„Wir sind hier von Klinik zu Klinik gegangen und haben um Unterstützung gebeten. Es ist nicht üblich, dass ein Krankenhaus in Deutschland eine Bestätigung für einen abwesenden Patienten – auf Privatrechnung – freigibt“, erklärt Roqias Mann Ali. Doch die beiden lassen sich davon nicht unterkriegen, denn sie wollen Mohammad zu sich holen – und brauchen dafür diese Zusicherung der Behandlung. Und dann gibt das Krankenhaus in Schwäbisch Hall grünes Licht. Mohammad kann ein Visum bekommen und in Deutschland ärztlich behandelt werden. Einzige Voraussetzung: Roqia und ihre Familie tragen bis auf den letzten Euro alle Kosten. „Wir haben selbst gerade unser zweites Kind bekommen, und noch zwei Pflegekinder von meinem Mann bei uns. Aber es war gar keine Frage, dass wir das machen“, sagt Roqia unbeirrt.
Dann geht alles ganz schnell. Mohammad bekommt schon im Frühjahr 2023 einen OP-Termin und einen künstlichen Darmausgang, darauf folgen Strahlentherapie und Chemo. Und endlich kann der 1,90 Meter große Mann wieder Bissen fester Nahrung zu sich nehmen. Von hier geht es allerdings weiter, denn er muss alle zwei Wochen wieder zur Chemo-Therapie in die Klinik, dann folgt eine Antikörpertherapie. Mohammad bekommt drei verschiedene Chemo-Medikamente, ist müde und schlapp. Zusätzlich informiert sich Roqia über pflanzliche Methoden, um die Heilung zu unterstützen.
Und zwischen all diesen Tiefschlägen ist Mohammad selbst der größte Lichtblick für die ganze Familie. „Ich kann manchmal gar nicht verstehen, wo er diese Kraft hernimmt“, wundert sich seine Schwester. Er lässt sich nicht unterkriegen. An guten Tagen lernt er die deutsche Sprache, kocht für seine Neffen und macht Fotos von der Natur. „Und wenn wir noch die nächsten 10 Jahre alle Kosten abzahlen, er ist so ein wunderbarer Mensch, das ist es uns immer wieder wert“, ist sich Roqia ganz sicher. Und Mohammad blickt unbeirrt weiter nach vorne. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich bin so wahnsinnig dankbar für mein Leben und meine Familie. Und ich möchte die Zukunft meiner Kinder ermöglichen. Ich habe einen siebenjährigen Sohn. Für ihn mache ich immer weiter.“
Mohammads Familie kämpft weiter und die Familie lässt sich gegenseitig niemals im Stich – auch wenn die finanzielle Belastung alle an ihre Grenzen treibt. Lassen Sie uns ein Stück Hoffnung weitergeben und zeigen, dass es sich lohnt zu kämpfen. Denn nur in echter Gemeinschaft entsteht wahre Stärke.
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